Reitschule

Der beste Ort um reiten zu lernen ist eine gute Reitschule. Die Suche kann sich zwar äußerst schwierig gestalten und die perfekte Reitschule wirst du kaum finden. Dennoch lohnt es sich, nicht gleich die erstbeste Reitschule zu wählen, sondern sich alle Ställe in der Umgebung anzuschauen und zu vergleichen. Die ideale Reitschule findet man selten in ein paar Tagen. Oft findet man sie sogar erst nach Jahren. Das heißt natürlich nicht, dass du erst ein Jahr suchen sollst, bevor du endlich reiten lernen kannst, aber sehr wahrscheinlich wirst du früher oder später ein oder mehrere Male die Reitschule wechseln, bis du eine gefunden hast, die dir wirklich zusagt.

Die Adressen von Reitschulen erfährst du aus dem Telefonbuch, vom Pferdesportverband deines Landes oder von Reitern in deiner Umgebung. Bei der Suche gibt es einiges zu beachten, denn nicht alle Reitschulen verdienen diese Bezeichnung. Hier erfährst du, worauf du achten solltest, wenn du dich auf die Suche nach einer passenden Reitschule machst. Vieles weißt du natürlich selber noch nicht, wenn du noch nicht reiten kannst, z.B. woran man erkennt, ob ein Sattel passt. Darum ist es hilfreich, wenn du dir die Reitschulen zusammen mit jemandem anschaust, der sich ein wenig auskennt. 

Der Stall

Der ideale Stall 

Die Pferde leben zusammen in einem Offenstall oder Auslauf oder haben Boxen mit Auslauf. Die Boxen sind nicht durch hohe Gitter voneinander getrennt, sondern haben nur Abtrennungen, über die sich die Pferde mühelos beschnuppern und beknabbern können, denn Kontakt zu anderen Pferden ist ein Grundbedürfnis jedes Pferdes. Die Boxen sind möglichst groß, so dass sich die Pferde mühelos drehen, wälzen und hinlegen können. Die Decke ist so hoch, dass die Pferde sie nicht berühren, wenn sie den Kopf hochwerfen. Der Stall ist hell und luftig. Die Einstreu der Boxen ist sauber und es wird täglich gemistet. Die Einstreu ist vorzugsweise Stroh, so dass die Pferde rund um die Uhr fressen können, wie es ihren natürlichen Angewohnheiten entspricht. Das Kraftfutter wird über den ganzen Tag in mehrere kleine Portionen verteilt gefüttert. Den Pferden steht immer frisches Wasser zur Verfügung. Die Pferde kommen das ganze Jahr über täglich für mehrere Stunden zusammen auf die Weide oder einen großen Auslauf. 


Oft die Realität 

Hochvergitterte Einzelboxen ohne Fenster; Pferde, die angebunden in Ständern stehen. Großpferde stehen in 3×3m-Boxen, in denen sie sich knapp umdrehen können. Kein oder nur seltener Auslauf. Im Stall brennt sogar tagsüber das Licht. Beißender Ammoniakgeruch beim Betreten des Stalls. 


Darauf solltest du achten 

Pferde haben von Natur aus ein Bedürfnis nach Hör-, Sicht-, Riech- und Körperkontakt zu anderen Pferden, denn sie sind Herdentiere. Sie wollen ihre Umgebung überblicken können, und haben einen hohen Lichtbedarf. In der Natur sind sie den ganzen Tag über in Bewegung und verbringen bis zu zwei Drittel der Zeit mit Fressen. Einzelhaltung, düstere Ställe, keine Abwechslung, schlechte Luft und zu wenig Platz sind nicht pferdegerecht und können zu seelischen und körperlichen Schäden führen. Stell dir vor, du wärst 23 Stunden lang zu ödem Rumstehen im Zimmer verdammt und hättest nicht mehr als ein Bett und etwas zu essen und zu trinken! Was man bei uns nicht einmal mehr in Gefängnissen antrifft ist für viele Pferde immer noch bittere Realität. 

Mindestanforderungen an die Pferdehaltung sind 

* Alle Pferde haben frische Luft, Tageslicht und können das Geschehen außerhalb des Stalls mitverfolgen. D.h. sie sollten mindestens eine Außenbox mit großem, unvergittertem Fenster haben, das auf einer Höhe angebracht ist, auf der die Pferde bequem herausschauen können. 
* Die Boxen sind so groß, dass sich die Pferde ohne Probleme umdrehen und flach hinlegen können, denn nur in der Seitenlage können sie richtig tief schlafen und sich vollständig erholen. Je größer die Box, desto besser. 
* Die Pferde können sich auch in der Boxe sehen, hören, und beschnuppern. Hör-, Sicht- und Schnupperkontakt über eine Abtrennung hinweg oder durch Gitterstäbe ist besser als gar keiner. 
* Die Einstreu ist sauber, trocken und der Stall wird täglich ausgemistet. Wenn die Pferde eine Einstreu haben, die sie nicht fressen können, z.B. Sägespäne, Hanfstreu oder Papier, müssen sie den ganzen Tag über zusätzlich Stroh oder Heu bekommen um ihr Fress- und Kaubedürfnis zu befriedigen und weil nur so die Verdauung einwandfrei funktioniert. 
* Die Pferde kommen regelmäßig zusammen auf die Weide oder in einen Auslauf, wo sie sich ohne Reiter bewegen und austoben, sowie Sozialkontakt pflegen können. Gemeinsamer Auslauf muss auch im Winter und bei schlechtem Wetter gewährleistet sein! 

Wenn du dir eine Reitschule anschaust solltest du im Stall auch auf folgende Punkte achten: 

* Auf der Stallgasse und im Hof sollten keine Geräte und Gegenstände wie Mistgabeln, Besen, Hufkratzer … herumliegen. Verletzungsgefahr! 
* Im Stall ist Rauchen verboten und dieses Verbot wird auch eingehalten. Heu und Stroh entzünden sich nämlich leicht. 
* Ein sauberer und ordentlicher Stall ist ein gutes Zeichen. 

Die Schulpferde 

Die Schulpferde sind gesund, haben glattes, glänzendes Fell ohne kahle Stellen, glänzende, klare Augen, Nüstern und Augen sind nicht verklebt und ohne Ausfluss. Die Pferde sind weder zu fett noch zu mager. Bei einem gut genährten Pferd kann man kann die Rippen leicht mit den Fingern ertasten, sieht sie aber nicht. Die Hufe müssen nicht beschlagen sein, aber sie dürfen nicht schlecht riechen, weich oder sehr unregelmäßig geformt sein und Risse oder ausgebrochene Stellen aufweisen. Hufeisen dürfen nicht wackeln. Lass die Finger von einem Stall, wo die Pferde wunde Stellen haben und schlecht gepflegt sind. Weiße Stellen in der Sattellage sind ein Zeichen dafür, dass das Pferd einmal Satteldruck gehabt hat. Wenn nur ein Pferd solche Stellen aufweist, kann das auch von einem Vorbesitzer kommen, entdeckst du aber bei mehreren Schulpferden Satteldrücke, liegt die Vermutung nahe, dass die Schulsättel schlecht passen.

Die Schulpferde sollen freundlich und neugierig sein. Pferde, die schlagen, beißen, steigen oder aus Langeweile mit dem Kopf oder dem ganzen Körper hin- und herpendeln, ewig in der Box im Kreis rumlaufen, koppen (tönt wie Rülpsen), an den Gitterstäben schaben oder andere ständig wiederkehrenden Verhaltensweisen zeigen, sind verhaltensgestört und zwar meist aufgrund falscher Haltung oder Behandlung. Schlagende, beißende und steigende Pferde sind zudem gefährlich und somit für Reitschüler ungeeignet. Auch Pferde, die sich nicht satteln und zäumen lassen wollen, sind ein schlechtes Zeichen. 
Während dem Reiten sollen die Pferde zufrieden erscheinen. Nicht gut ist, wenn die Pferde mit langen, steifen Hälsen und hoher Kopfhaltung durch die Halle schlurfen und nur gehen, wenn man sie schlägt oder ihnen die Absätze in die Rippen haut. Weitere Zeichen für Unwohlsein oder Schmerz sind ständiges Kopfschlagen, Zunge zum Maul rausstrecken, Maul aufsperren, steigen, buckeln, schlagender Schweif, steife Bewegungen und ständiges Durchgehen, wobei letzteres auch von Langeweile während der Stunde herrühren kann.

Frag die Reitschüler ruhig über die Pferde aus. Sie sollten dir nicht erzählen, dass die Pferde alle so stumpf seien, dass man sie Kraft reiten muss oder ohne Gerte und Sporen keine Chance hat. 
Am besten ist, wenn unterschiedlich große Schulpferde vorhanden sind, so dass du auf einem, der Größe angepasstem Pferd oder Pony reiten lernen kannst. Sie sollten außerdem regelmäßig von erfahrenen Reitern oder dem Reitlehrer korrigiert werden, damit sie nicht steif werden und sich an falsche Hilfengebung gewöhnen. 

Die Ausrüstung 

Jedes Pferd hat sein eigenes, passendes Sattel- und Zaumzeug. Dieses muss auch gepflegt sein und darf keine Risse und brüchigen Stellen aufweisen. Hängt eine monströse Gebisskonstruktion am Zaum, sollte man dies eher negativ werten. Es kann darauf hinweisen, dass das Pferd nur mit scharfen Gebissen und Hilfsmitteln unter Kontrolle zu halten ist. Außerdem richtet ein solches Gebiss in den Händen von Reitanfängern viel Schaden im Pferdemaul an. Der Sattel muss passen. 
Auch eine noch so dicke Satteldecke nützt nichts, wenn der Sattel drückt! Je mehr und je dickere Satteldecken unter einem Sattel liegen, desto mehr kannst du annehmen, dass der Sattel nicht passt und man in diesem Stall versucht, das so auszugleichen. Wenn der Sattel nicht passt, schmerzt das dem Pferd. In der Folge bewegt es sich nicht losgelassen, was dir erschwert, selber losgelassen auf dem Pferd zu sitzen, was wiederum dazu führt, dass sich das Pferd noch unwohler fühlt – ein Teufelskreis. Je nachdem zeigt das Pferd sein Unbehagen denn auch durch Unwille, Buckeln, Ausschlagen, Steigen usw. 
Auch für die Reitschüler ist es wichtig, dass die Sättel den Pferden passen: Nur auf einem gut sitzenden Sattel kannst du den korrekten Sitz erlernen. Wenn der Sattel z.B. hinten zu tief ist, rutschen deine Beine die ganze Zeit nach vorne und so erschwert dir der Sattel das Reiten lernen.

Eine verbreitete Unsitte ist es, dass das Putzzeug für alle Pferde in einer Kiste liegt und von allen benutzt wird. Das ist jedoch gefährlich, da somit Pilzinfektionen und auch andere Krankheiten leicht von einem Pferd auf die anderen übertragen werden können. Es sollte also – gerade in Ställen mit vielen Pferden – jedes Pferd sein eigenes Putzzeug haben, das separat aufbewahrt wird. 


Der Reitlehrer 

Der Reitlehrer wie auch das restliche Stallpersonal sollen freundlich sein und auf Fragen der Reitschüler eingehen. Die Schulpferde werden vor der Reitstunde von ihm den Schülern zugeteilt. Wenn der Reitlehrer einen Schüler mal wünschen lässt oder zwei Schüler unbedingt Pferde tauschen wollen, und er dem zustimmt ist das in Ordnung, aber es ist nicht gut, wenn die Reitschüler immer selber einteilen, welches Pferd sie reiten. Erstens ist so nicht gewährleistet, dass alle Pferde genügend bewegt werden und die beliebten Pferde machen andauernd «Überstunden». Zweitens weiß der Reitlehrer besser, welcher Reitschüler zu welchem Pferd passt und von welchem Pferd du in dieser Stunde mehr profitieren wirst. Drittens haben die, die zuerst im Stall sind immer ihre Lieblingspferde (die «Besten» natürlich, die leicht zu reiten sind) und wer später kommt, muss nehmen was übrig bleibt, auch wenn er mit dem Pferd überhaupt nicht zurechtkommt. Neid und Eifersucht sind so schon fast vorprogrammiert. Die «besten» Pferde sind im Übrigen gar nicht unbedingt die, von denen man am meisten lernt …

Der Reitlehrer soll pünktlich zur Reitstunde erscheinen und während der Stunde nicht einfach in der Mitte stehen und mit jemandem aus dem Stall plaudern oder die Stunde rauchend in einer Ecke sitzend verbringen, sondern sich seinen Reitschüler widmen. Lass die Finger von einer Reitschule, wo der Reitlehrer betrunken zur Stunde erscheint!!! In vielen Reitschulen ist ein etwas strengerer Ton üblich. Das macht weiter nichts, wenn der Reitlehrer nicht nur rumbrüllt oder die Reitschüler runtermacht, denn beim Reiten hat man es mit Lebewesen zu tun und deshalb ist etwas Disziplin und Konzentration schon nötig. Trotzdem sollte ein freundlicher und respektvoller Umgang miteinander möglich sein und die Reitschüler sollten vor dem Unterricht nicht vor Angst Bauchschmerzen haben. Trotz aller Strenge soll das Reiten immer noch Spaß machen!

Hör dir auch die Korrekturen des Reitlehrers an. Wiederholt er immer die gleichen Kommandos wie: «Fersen runter», «Kopf hoch», «Hände ruhig»? Solcher Reitunterricht bringt dir nichts und zudem sind solche Korrekturen für einen Reitschüler schlicht nicht umsetzbar, denn hochgezogene Fersen und unruhige Hände kommen von angespannten, steifen Beinen, Armen, Schultern und Hüften und können nur korrigiert werden, indem der Reitschüler loslässt, aber nicht indem er krampfhaft versucht, die Fersen nach unten zu drücken oder die Hände ruhig zu halten. Gute Reitlehrer korrigieren aber nicht nur, sie können dir auch erklären, wieso du etwas so machen musst, verlangen von dir nicht Dinge, die du noch gar nicht wissen kannst und bauen auch Theorie in den Unterricht ein. 
Der Reitlehrer sollte eine Reitausbildung hinter sich haben. Jedoch ist es keineswegs so, dass nur unausgebildete Reitlehrer schlechten Unterricht geben und ausgebildete und geprüfte guten. In beiden Gruppen gibt es weiße und schwarze Schafe. Achte auch auf die Art, wie der Reitlehrer mit den Pferden umgeht. 

Die Reitstunde 

Zur Reitstunde gehört neben dem Reiten auch das Putzen, Satteln und Zäumen des Pferdes vor, sowie das Versorgen nach der Reitstunde. In einer guten Reitschule wird dir alles gezeigt und erklärt. Jemand hilft dir, nimmt dir aber nicht die ganze Arbeit ab, sondern lässt dich soweit wie möglich selber machen.

Eine gute Reitstunde läuft in etwa folgendermaßen ab: Zuerst werden die Pferde am langen Zügel im Schritt während fünf bis zehn Minuten aufgewärmt. Toll ist natürlich, wenn der Reitlehrer diese Zeit auch für Aufwärmübungen für die Reiter nutzt. Nach der Aufwärmphase beginnt die Arbeit. Allfällige Hilfszügel (spezielle Riemen oder Schnüre, die das Pferd dazu veranlassen, den Kopf zu senken und in einer schonenden und für den Reitanfänger angenehmen Haltung zu gehen) werden jetzt eingeschnallt. Auf keinen Fall sollten die Pferde schon von Anfang an mit den Hilfszügeln gehen!!! Achte auch darauf, wie lang die Hilfszügel eingestellt sind. Die Pferde sollten den Kopf nicht schon fast auf der Brust haben, sondern die Nasenlinie steht ein bis zwei Handbreit vor der Senkrechten. Es gibt viele verschiedene Hilfszügel. Wenn du bei Anfängern welche siehst, die nicht am Sattel oder Zaum befestigt sind, sondern die die Schüler zusammen mit den Zügeln halten (bzw. Hilfszügel siehst, die an den Zügeln befestigt sind), solltest du besser einen Bogen um diese Reitschule machen, denn solche Hilfszügel sind nicht für Anfänger geeignet.

Die Reitstunde soll nicht nur aus monotonem Rundenreiten bestehen. Der Reitlehrer soll gezielt etwas üben. Es ist besser, wenn er weniger Übungen reiten lässt bis sie klappen, als dass er viele Übungen nur einmal reiten lässt, egal ob sie gut waren oder nicht. Eine gute Reitstunde ist meist auch für die Zuschauer interessant. Nach der Arbeitsphase kommt die Dehnungsphase in den letzten fünf bis zehn Minuten. Die Zügel werden wieder länger gelassen, die Pferde können sich strecken, Hilfszügel werden wieder heraus genommen. 
In einer guten Reitschule läuft kein Pferd länger als drei Stunden aneinander. Eine Klasse sollte höchstens sechs bis acht Reitschüler groß sein. Ideal sind weniger als sechs Schüler. 


Das Klima im Stall 

In deiner neuen Reitschule sollst du dich auch wohlfühlen. Drum achte auch ein bisschen darauf, wie der Umgang der Reitschüler und Pferdebesitzer untereinander ist. Reiter sind Weltmeister in Klatsch und Tratsch, aber Gemeinheiten und Mobbing machen das Stallklima nicht angenehm. Hör gut zu, wenn die Leute aus dem Stall sich unterhalten und werde hellhörig, wenn die Pferde als «Bock», «Zicke» oder Ähnliches bezeichnet werden. Es zeugt nicht gerade von hohem Respekt, der hier den Pferden gegenübergebracht wird.

Je nach deinen persönlichen Vorlieben ist es dir vielleicht auch wichtig, dass es in deiner Reitschule ein aktives Vereinsleben mit verschiedenen Veranstaltungen wie Weihnachtsreiten, stallinternen Turnieren, Festen und Ausflügen gibt. Auch deine reiterlichen Ziele können Einfluss auf die Wahl der Reitschule haben: Möchtest du später in erster Linie ausreiten oder hast du Turnierambitionen in einer bestimmten Disziplin oder möchtest du lieber «ein bisschen alles» machen, usw.?