Sprache

Grundsätzliches 
Alleine fühlt sich kein Pferd wohl, denn Pferde sind Herdentiere. Deshalb haben sie eine sehr feine Sprache, um mit einander zu kommunizieren. Da sie jedoch keine Stimme haben, sprechen sie mit ihrem Körper. Die Sprache der Pferde ist ganz anders als die der Menschen. Ein Pferd kennt sprachlich weder Vergangenheit noch Zukunft; Denn wer mittels Gesten und ganz bestimmten Verhaltensweisen spricht, kennt nur die Gegenwart. Oder kannst du nur mit deinem Körper zu deiner Freundin sagen: «Du bist mir ausgewichen» oder «Du wirst mir ausweichen»? Nein, aber du kannst entschlossen und direkt auf deine Freundin zugehen und ihr so sagen «Weich aus!» Wenn wir etwas von einem Pferd wollen, müssen wir deshalb immer dann unseren Befehl geben, wenn es ihn ausführen soll. Das gilt beim Reiten ebenso wie im Umgang. Damit wir uns dem Pferd besser mitteilen können, müssen wir aber auch seine Sprache kennen und lernen, möglichst so zu denken wie ein Pferd. Wenn wir die Körpersprache des Pferdes ein wenig verstehen, können wir dem Pferd nicht nur besser mitteilen, was wir gerne von ihm möchten, wir verstehen auch besser, warum es in diesem Moment gerade auf diese Weise reagiert.

Rangordnung 
Die Rangordnung gibt dem Pferd Sicherheit in der Herde. Es weiß, wo sein Platz ist und wie es sich welchem Pferd gegenüber zu verhalten hat. An oberster Stelle in der Rangfolge stehen der Leithengst und die Leitstute. Die Leitstute trägt die Verantwortung für die Herde. Sie ist die, die die Herde anführt bei der Flucht. Meist ist es eine schon etwas ältere Stute mit Erfahrung, die selbstsicher, besonnen und vertrauenswürdig ist. 
Der Leithengst beschützt die Herde und hält sie zusammen. Bei der Flucht läuft er hinten, um Nachzügler anzutreiben. Er verteidigt die Herde gegen Angreifer und ist der Einzige, der die Stuten der Herde decken darf. Er ist mutig, kräftig, überlegen und selbstsicher. Trotzdem hat er es nicht immer leicht in der Herde und muss sich der Leitstute unterordnen. 

* Hengste müssen sich ihren Platz in der Rangordnung erkämpfen. Deshalb sind sie oft leicht zu provozieren und lassen sich nicht alles gefallen. Man muss sie gerecht und konsequent behandeln. Bei einem Kampf unter Hengsten oder Wallachen versuchen sich die Gegner oft gegenseitig in die Brust oder die Vorderfusswurzelgelenke zu beißen. 
* Stuten erben den Rang ihrer Mutter. Deshalb können sich manche Stuten absolut nicht ausstehen, weil sie den gleichen Rang haben und sich nicht einigen können, wer sich jetzt unterordnen muss. 

Die Grundregel in der Herde lautet: Das rangniedere Pferd weicht dem ranghöheren aus. Das ranghöchste Pferd kann eigentlich jedes andere Pferd von seinem Platz vertreiben. Egal ob es einen Grund dazu hat oder nicht. Diese Regel ist sehr wichtig im Umgang mit Pferden, denn der Rangniedrigere gehorcht dem Ranghöheren und nicht umgekehrt Wenn du von Anfang an darauf bestehst, dass dein Pferd immer einen gewissen Abstand (etwa einen halben Meter) zu dir einhält, wirst du viel weniger Probleme mit ihm bekommen, als wenn es dir dauernd auf den Füssen rumtrampelt und dann frech wird.. Der Mensch muss ranghöher sein, sonst kann das Pferd für ihn gefährlich werden. Ein Biss oder Tritt richtet unter Pferden nicht viel Schaden an, beißt oder tritt das Pferd jedoch einen Menschen, weil es ihn als Rangniederen zurechtweist, kann jener unter Umständen im Krankenhaus landen. 

Körpersprache

Ohren
Pferde hören ziemlich gut. Sie hören allerdings die tiefsten Töne, die wir noch hören können nicht, dafür nehmen sie auch Töne im Ultraschallbereich noch wahr. Ihre Ohren sind sehr beweglich, so dass sie sie unabhängig voneinander in praktisch alle Richtungen wenden können. Die Ohren sind zudem ein wichtiges Kommunikationsmittel. Deshalb hier eine Liste, was es bedeutet wenn die Ohren 

* … nach vorne zeigen: Das Pferd ist aufmerksam. Es hat etwas gesehen oder gehört, das vor ihm liegt. Bei der Begegnung mit einem anderen Pferd oder einem Menschen bedeuten gespitzte Ohren: «Hallo, ich bin dir freundlich gesinnt, komm her!» 
* … nach hinten zeigen: Das Pferd hört nach hinten. Beim Reiten und Fahren bedeutet es, dass sich das Pferd auf den Reiter/Fahrer konzentriert. 
* … nach hinten angelegt sind: Das Pferd ist schlecht gelaunt, wütend, hat Schmerzen, mag ein anderes Pferd, einen Menschen in der Nähe nicht. Je flacher das Pferd die Ohren anlegt, desto deutlicher ist die Warnung: «Hau ab, ich mag dich nicht, gleich beiße oder schlage ich!» Auch bei lauten Geräuschen – Anbrüllen kann auch dazugehören! – legen Pferde die Ohren flach an um ihr Gehör zu schützen. Das ist genau dasselbe, wie wenn du dir die Ohren mit den Händen zuhältst. 
* … zur Seite zeigen: Entweder döst das Pferd oder es langweilt sich. 
* … kalt sind: Das Pferd ist krank oder steht unter Schock. 
* … das Pferd ein Ohr nach vorne und das andere nach hinten oder zur Seite gerichtet hat/Die Ohren hin und her bewegt: Das Pferd ist unsicher und weiß nicht recht, worauf es seine Aufmerksamkeit lenken soll. 

Schweif 
Pferde zeigen auch mit dem Schweif an, wie sie sich fühlen. 

* Der Schweif hängt lose herunter: «Hier ist nichts los.» 
* Der Schweif ist leicht angehoben und pendelt locker: «Mir geht es gut, ich bin ruhig und entspannt.» Beim Reiten ist also ein locker pendelnder Schweif erwünscht! 
* Das Pferd klemmt den Schweif zwischen die Beine: «Ich habe Angst!» 
* Das Pferd schlägt mit dem Schweif: «Ich bin aufgeregt», oder: «Etwas passt mir nicht.» Insekten werden auch mit dem Schweif vertrieben. 
* Der Schweif ist hoch angehoben: «Ich bin aufgeregt« oder beim Spielen: «Ich bin übermütig.» Bei Arabern und Arabermixpferden ist diese Schweifhaltung rassetypisch. 

Augen
Pferde sehen in der Dunkelheit mehr als wir und können Entfernungen weniger gut einschätzen als wir. Bewegungen erkennen sie hingegen sehr gut, allerdings nur wenn sich dabei die Form des sich bewegenden Objekts verändert. Dass sich ein von vorne kommendes Auto bewegt, ist für ein Pferd also nicht so leicht erkennbar! Dafür erschrickt es vielleicht wegen einer Bewegung, die du gar nicht bemerkt hast. Pferde verfügen auch über ein ganz anderes Gesichtsfeld als der Mensch. Ein Pferd hat beinahe Rundumsicht. Nur was direkt hinter ihm oder vor seiner Stirn ist, sieht es nicht. (Siehe Abb.) Es braucht aber nur den Kopf zu wenden und schon sieht es, was es vorher nicht sehen konnte. So können Pferde eine Raubtier schon von weitem erblicken und wenn nötig frühzeitig die Flucht ergreifen. Am schärfsten sehen Pferde Dinge, die sich etwas vor ihrer Nase befinden und nur in einem Winkel von etwa 70° vor sich sehen sie mit beiden Augen (dreidimensionales Sehen). 

* Das Pferd rollt mit den Augen, man sieht den weißen Teil des Auges: Das Pferd regt sich furchtbar auf, ist in Panik. 
* Steile Falte über den Augen: Das Pferd hat Schmerzen. 
* Glänzende, lebhafte Augen: Dem Pferd geht es gut. 
* Stumpfe Augen, nach innen gekehrter Blick: Das Pferd ist krank, hat Schmerzen oder fühlt sich seelisch nicht wohl. 

Nüstern 
Pferde haben einen sehr viel feineren Geruchssinn als wir und er spielt für das Pferd bei der Wahrnehmung wohl eine recht bedeutende Rolle, was wir Menschen gern außer Acht lassen. Gerüche haben einen sehr großen Einfluss auf das Gefühlsleben. So kann auch ein Geruch bei einem Pferd z.B. Angst auslösen. Auch an den Nüstern kannst du mehr erkennen als nur, dass das Pferd atmet. 

* Geblähte Nüstern: Das Pferd regt sich auf, hat etwas Unbekanntes erblickt, gehört oder gerochen und ist bereit zu fliehen oder es strengt sich sehr an und braucht deshalb mehr Luft. 
* Kleine Fältchen um die Nüstern: Das Pferd ärgert sich über etwas. 

Maul 
Das Pferdemaul ist sehr sensibel. Tasthaare helfen dem Pferd, selbst sehr kleine Fremdkörper aus seinem Futter heraus zu sortieren. Die Tasthaare dürfen auf keinen Fall abrasiert oder gekürzt werden! 

* Das Pferd bleckt die Zähne: Vorsicht! Gleich beißt es! 
* Das Pferd zieht die Oberlippe hoch und streckt den Kopf nach oben: Dieses Verhalten nennt man «flehmen». Das Pferd hat einen besonders interessanten Duft gerochen, z.B. der Hengst den Duft einer rossigen Stute. Durch das Flehmen werden die Nüstern verschlossen und die eingeatmete Luft ist quasi «eingefangen» Pferde verfügen über das so genannte Jakobsonsche Organ, das sind zwei Röhrchen von etwa 12 cm Länge im Innern des Kopfes, mit denen das Pferd ebenfalls Gerüche wahrnehmen kann. Beim Flehmen wird nun die eingeschlossene Luft in das Jacobsonsche Organ gesogen, wo somit die Duftstoffe konzentriert werden. 
* Das Pferd sabbert beim Reiten: Das Pferd kaut auf dem Gebiss und dabei bildet sich Speichel (Wenn du Kaugummi kaust, bleibt dein Mund auch nicht trocken). Das ist übrigens erwünscht, weil sich dadurch Muskeln in Genick, Hals und Rücken lockern. 
Wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch auch ergeben dass gleichzeitiges Kauen und Arbeiten vor allem bei großer Anstrengung weniger angenehm ist für das Pferd. Kauen löst auch einen Schluckreflex aus. Dem Pferd ist es aber anatomisch nicht möglich, gleichzeitig zu schlucken und zu atmen. Übermäßige Speichelbildung und gleichzeitige große Anstrengung können deshalb Panik auslösen. 
* Das Pferd kaut bei geschlossenem Maul, ohne dass es etwas frisst: Dieses Verhalten kannst du beispielsweise beobachten, wenn du Bodenarbeit machst. Das Pferd muss sich konzentrieren und mitdenken. Wenn das Pferd kaut kannst du dir sicher sein, dass es über das nachdenkt, was es gerade gelernt hat. 
* Das Pferd kaut mit offenem Maul, ohne dass es etwas frisst: Das sog. Senkrechtkauen ist eine Unterlegenheitsgebärde, die vor allem Fohlen und Jungpferde bis zum Alter von etwa vier Jahren gegenüber älteren, sehr dominanten oder drohenden Pferden zeigen. Es bedeutet soviel wie: «Tu mir nichts, es tut mir schon leid!» 
* Das Pferd gähnt: Gähnen ist einerseits ein Zeichen für Müdigkeit, andererseits aber auch dafür, dass sich das Pferd während der Arbeit konzentriert hat. Es ist also am Ende der Reitstunde ein gutes Zeichen. 

Beine
Die Beine des Pferdes sind spezialisiert auch geradlinige Bewegung. Das Pferd kann seine Beine nicht so wie wir nach außen drehen oder seitlich wegstrecken. Die Gelenke lassen nur eine geringe seitliche Bewegung zu. Unterhalb der Fußwurzelgelenke befinden sich keine Muskeln mehr am Pferdebein, dafür starke Sehnen. 

* Das Pferd hat ein Hinterbein nur auf dem Huf abgestellt: Es ruht sich aus, ist ruhig und entspannt. In dieser Haltung verbraucht das Pferd kaum Energie, da praktisch keine Muskeln arbeiten müssen. Die Sehnen und Bänder tragen das ganze Körpergewicht. Manchmal kann es auch sein, dass dem Pferd ein Huf oder das Bein weh tut, und dass es deshalb entlastet. 
* Das Pferd hat ein Hinterbein angehoben und zielt damit nach hinten: Es ist unzufrieden und droht damit, dass es gleich ausschlagen wird. 
* Das Pferd tänzelt unruhig auf der Stelle: Es ist aufgeregt. 
* Das Pferd schlägt mit einem Vorderbein gegen die Wand oder in die Luft: Es ist ungeduldig und will endlich sein Futter haben oder raus aus der Box. Bei Hengsten ist dies ein Teil des Imponiergehabes. 
(–> Spanischer Schritt) 

Hals
* Angespannt aufgerichtet: Das Pferd hat etwas entdeckt, das seine Aufmerksamkeit erregt. So hat es einen besseren Überblick. Darum tragen viele Springpferde den Kopf hoch, um die Hindernisse besser sehen zu können. 
Eine hohe Halshaltung löst außerdem die Ausschüttung von Adrenalin aus; einem Hormon, das den Puls beschleunigen lässt, leistungsfähiger und vorübergehend unempfindlicher auf Schmerz macht – einem den «Kick» gibt. Dadurch ist das Pferd fähig, sofort zu fliehen, wenn es sein muss. Senkt das Pferd den Hals, wird das Hormon nicht mehr ausgeschüttet. Aus diesem Grund sollte man ängstliche und aufgeregte Pferde zum Senken des Kopfs animieren. Den Kopf nach unten drücken oder herunterziehen ist aber der falsche Weg! Das Pferd würde sich eingezwängt fühlen und noch ängstlicher reagieren. 
Beim Reiten sind oft auch Schmerzen und Verspannungen der Grund für eine hohe Kopfhaltung. 
* Aufgerichtet und gebogen, die Stirnlinie liegt fast an der Senkrechten: Hengste imponieren so einander oder einer Stute. Beim Reiten ist es ein Merkmal (nicht alleiniges Merkmal!) hoher Versammlung. Dabei darf aber die Stirnlinie nicht hinter die Senkrechte geraten sondern sollte sich etwa eine Hand breit davor befinden. 
* In der Bewegung nach vorne unten gestreckt: Das Pferd dehnt die Hals- und Rückenmuskulatur. Kann auch eine Unterlegenheitsgeste oder ein Anzeichen von Müdigkeit sein. 

Wälzen 
Will sich ein Pferd wälzen, schnobert es zuerst am Boden und scharrt, um den Boden zu prüfen. Dann dreht es sich scharrend im Kreis während es mit allen vier Beinen leicht einknickt. Schließlich «kniet» es auf die Vorderbeine und legt sich hin. Nun wälzt es sich. Manche Pferde rollen dabei über den Rücken und wälzen sich gleich auf beiden Seiten. Andere können das nicht und stehen auf um sich anschließend auf der anderen Seite zu wälzen. Wenn sich das Pferd ausgiebig gewälzt hat, steht es mit den Vorderbeinen zuerst auf, so dass es sitzt, und dann erst mit den Hinterbeinen. Darauf schüttelt es sich. 
Wälzt sich ein Pferd, bedeutet das, dass es sich wohl fühlt. Oft wälzen sich gleich mehrere Pferde gleichzeitig oder nacheinander, wenn eines damit angefangen hat. Wälzen sie sich nacheinander auf derselben Stelle, wälzt sich häufig der Leithengst zuletzt. Sein Geruch überdeckt dann den der anderen Herdenmitglieder und ist somit wahrscheinlich ein Zeichen seiner Dominanz. Besonders gerne wälzen sich Pferde während dem Fellwechsel und nachdem sie geschwitzt haben. Sie trocknen so ihr Fell und massieren sich die Haut. Zudem schützt der Dreck vor Ungeziefer und Mücken. Wälzen kann aber auch ein Zeichen für eine Kolik (Bauchweh) sein. Dann bleibt jedoch meist das Schütteln nach dem Wälzen aus. 

Spielen 
Pferde spielen gerne miteinander. Ein beliebtes Spiel ist «Wer jagt wen?» Dabei treibt ein Pferd das andere von seitlich hinten. Normalerweise muss ein rangniedriges Pferd darauf ausweichen, beim Spielen werden aber auch schon mal die Rollen getauscht, so dass auch ranghöhere Pferde sich von anderen treiben lassen. Dieses Treiben von seitlich hinten kann auch der Mensch nutzen, z. B. beim Longieren mit der Longierpeitsche. Typisch für Laufspiele sind Sprünge, Hüpfer, Steigen, Ausschlagen, Buckeln und andere Kapriolen. Besonders Wallache tragen oft auch spielerische Kämpfe aus. Dass es sich dabei nicht um ernsthafte Kämpfe handelt, erkennt man an der fehlenden Drohmimik und daran, dass die Pferde keine Absicht haben, einander zu verletzen. Vor allem sehr junge Fohlen und alleingehaltene Pferde spielen aber auch alleine. Dann machen sie z. B. Hüpfer und Kapriolen um die Mutter herum oder sie benagen Gegenstände aller Art. 

Strafe 
Ein Pferd straft ein anderes sofort, wenn dieses sich ihm gegenüber ungebührlich verhält. Dabei sind Pferde nicht gerade zimperlich: Ein fester Biss oder ein Schlag kommen häufig vor. Deshalb darfst du auch beim Reiten oder im Umgang mal fester zupacken, wenn das Pferd seine Grenze überschritten hat. Das kann z. B. ein Ruck am Führstrick oder ein Zwick mit der Gerte sein. Schlage aber nie einfach auf dein Pferd drauflos und bestrafe es nicht für etwas, das mehr als zwei bis drei Sekunden zurückliegt. Nach dieser Zeitspanne kann das Pferd die Strafe nämlich nicht mehr mit seinem Verhalten verbinden. Das Pferd muss verstehen, weshalb es bestraft wird! 
Beim Strafen gilt: sofort, kurz, emotionslos, gerecht. Wer ein Pferd schlägt nachdem er es nach einem Sturz wieder eingefangen hat, macht eine großen Fehler: Das Pferd glaubt dann, dafür bestraft zu werden, dass es sich einfangen ließ oder zum Reiter gekommen ist. So ein Pferd lässt sich unter Umständen später gar nicht mehr einfangen. Auch nicht angebracht ist z. B. das Pferd kurz ausgebunden in die Box zu stellen, weil es sich beim Reiten nicht den Wünschen des Reiters entsprechend verhalten hat. Das Pferd versteht eine solche Strafe nicht! Zudem darf man ein Pferd nicht für etwas bestrafen, das es gar nicht kann, weil es nicht die entsprechende Ausbildung gehabt hat, die Hilfe nicht verstanden hat, körperlich oder geistig nicht dazu fähig ist, die Aufgabe zu lösen. Beachte: Pferde denken anders als Menschen! Manches mag einem Menschen logisch erscheinen; aber ein Pferd versteht es deswegen noch lange nicht! Grund für eine Strafe ist in erster Linie Missachtung der Rangordnung. Das ist z. B. der Fall, wenn das Pferd beim Führen drängelt oder beißt. Wenn solche Missachtungen jedoch häufig vorkommen sollte man besser mit dem Pferd die Rangordnung von Grund auf klären. Deine Position als Leittier festigst du aber nicht durch harte Strafen o. Ä. sondern in erster Linie durch konsequenten Umgang mit dem Pferd und Bodenarbeit. 

Soziale Fellpflege 
Um sich gegenseitig das Fell und die Haut zu pflegen oder wenn’s juckt, kraulen sich Pferde das Fell. Meist tun dies nur befreundete Pferde untereinander. Dabei krault jedes Pferd das andere zuerst da, wo es selbst gekrault werden möchte, so weiß das andere Pferd, wo es kraulen soll. Die Dauer des Kraulens kann von ein paar Sekunden bis zu einigen Minuten reichen. Besonders intensiv wird die soziale Fellpflege im Frühjahr während des Haarwechsels oder im Sommer, wenn es viele Insekten hat, betrieben. Für Pferde ist die Möglichkeit sich gegenseitig das Fell zu kraulen sehr wichtig. Wenn möglich sollten sie dies auch im Stall tun können, was natürlich nicht geht, wenn die Boxen durch hohe Wände und Gitter voneinander getrennt sind. 

Wie lernen sich Pferde kennen? 
Zeigen die Ohren des Gegenübers nach vorne, nähert sich ein Pferd dem anderen. Weil aber doch noch nicht so sicher ist, wie das andere Pferd reagieren wird, geht es mit lang ausgestrecktem Hals langsam Schritt für Schritt auf es zu. Sollte das andere Pferd plötzlich angreifen, braucht es bloß den Kopf einzuziehen und ist raus aus der Gefahrenzone. Wenn das andere Pferd dann nahe genug ist, pusten sich die Pferde vorsichtig in die Nüstern um den anderen etwas näher kennen zu lernen. Wenn du ein Pferd freundlich begrüßen willst, dann puste ihm auch mal sanft in die Nüstern. Das heißt in etwa: «Du bist mein Freund, aber nicht mein Chef.» Du und dein Pferd steht dann also noch auf gleicher Ebene. Das muss sich für die Arbeit noch ändern, aber zur Begrüßung ist es in Ordnung. Zurück zu den Pferden: Nach dem In-die-Nüstern-Pusten kann es vorkommen, dass ein Pferd (das unterlegene) quietscht und mit dem Vorderbein in die Luft tritt. Vorsicht also beim reiten! Interessieren sich die Pferde ausgiebiger für einander, beschnuppern sie sich am ganzen Körper. Besonders ausgiebig beriechen sie sich z.B. bei Stuten und Hengsten – am und um den Schweif herum. Sind sich die Pferde sympathisch, kraulen sie sich vielleicht sogar das Fell. 

Gibt es Freundschaft unter Pferden? 
Ja. Dass sich zwei Pferde mögen erkennt man an verschiedenen Verhaltensweisen. Befreundete Pferde kraulen sich gegenseitig das Fell, grasen nebeneinander, laufen einander oft hinterher und haben selten Auseinandersetzungen. Mögen sie sich nicht, gehen sie einander aus dem Weg oder drohen einander öfters.